Nähe und Distanz – wer bestimmt hier eigentlich?


In diesem Video geht es um das Thema Nähe und Distanz im Umgang mit Hunden.

Was meine ich konkret damit?

Oft sehe ich bei meinen Kunden, dass die Bedürfnisse des Hundes im Vordergrund stehen, während unsere eigenen Bedürfnisse vernachlässigt werden. Zum Beispiel kommt der Hund zu dir, stupst dich an, legt die Pfote auf dich, wedelt mit dem Schwanz und möchte gestreichelt werden. Was passiert? Deine Hand geht sofort zu ihm, du streichelst ihn oder er bringt dir ein Spielzeug, das signalisiert: “Spiel jetzt mit mir!” Und genau das tun wir dann auch. Vielleicht sitzen wir gerade gemütlich auf dem Sofa, stehen auf und spielen mit dem Hund. Oder der Hund legt sich vor uns, streckt den Bauch hin und fordert: “Kraul mich!” – und wenn er keine Lust mehr hat, geht er.

Das passiert immer wieder. Achte mal darauf, wie oft dein Hund zu dir kommt und sagt: “Ich will kuscheln, spielen oder spazieren gehen.” Und du folgst diesem Impuls. Die Frage ist: Nach wessen Bedingungen läuft das eigentlich ab? Häufig nicht nach unseren.

Deshalb empfehle ich dir, im Alltag bewusst darauf zu achten und die Rollen auch mal umzudrehen. Wenn dein Hund schwanzwedelnd vor dir steht, dich anstupst oder die Pfote auflegt, während du gerade liest oder am PC sitzt, sage einfach: “Jetzt nicht.” Halte deinen Hund bewusst auf Distanz.

Worum geht es hier? Es geht um deine persönliche Distanz, darum, deinem Hund zu signalisieren: “Jetzt ist meine Zeit, nicht deine.” Und später kannst du ihm dann sagen: “Okay, jetzt ist Kuschelzeit.” So bestimmst du bewusst Nähe und Distanz – und das kannst du sehr gut mit deiner Körpersprache tun.

Ich möchte dich dazu ermutigen, diese Körpersprache aktiv im Umgang mit deinem Hund einzusetzen. Nimm dich dabei gerne mal auf Video auf, um zu sehen, wie dein Hund reagiert. Es geht darum, Nähe und Distanz über nonverbale Signale zu regeln und dem Hund zu vermitteln: “Jetzt ist meine Zeit, später können wir kuscheln.” Das bedeutet auch, dass du deinen Hund wegschickst, wenn er zu aufdringlich wird. Übe es, Distanz einzufordern.

Oft kleben unsere Hunde förmlich an uns und drängen sich auf. Sie springen uns fast um, wenn sie zu nah kommen oder sich an uns lehnen, sodass wir beinahe umfallen. Hier darfst du darauf achten, dass die Annäherung deines Hundes in einem angemessenen Rahmen bleibt.

Es geht darum, die Kontrolle über deine persönliche Distanz als Mensch zu übernehmen.

Ein weiteres Beispiel: Du gehst mit deinem Hund spazieren und triffst einen Nachbarn für ein kurzes Gespräch. Achte darauf, wo dein Hund steht. Schicke ihn bewusst hinter dich, anstatt ihn vorne stehen zu lassen oder gar zwischen dir und deinem Gesprächspartner. Oftmals nehmen Hunde zu viel Raum ein oder stellen sich sogar direkt vor dich. Auch hier kannst du mit deiner Körpersprache arbeiten und dem Hund signalisieren, dass er hinter dir bleiben soll, anstatt dich wegzudrängen.

Ähnliches gilt beim Spazierengehen: Wie oft läuft dein Hund dir vor die Füße und nimmt dir den Raum? Achte darauf, dass er nicht ständig vor dir herläuft, sondern hinter dir oder an deiner Seite bleibt.

Was bewirkt es, wenn du diesen Spieß umdrehst? Wenn du nicht immer zur Verfügung stehst, sobald dein Hund kuscheln oder spielen möchte? Du wirst feststellen, dass dein Hund sich stärker an dir orientiert, wenn du nicht ständig auf seine Wünsche eingehst.

Es geht nicht darum, deinem Hund das Kuscheln zu verwehren, sondern darum, dass es nach deinen Bedingungen abläuft. Wie oft passiert es, dass dein Hund dir signalisiert: “Ich möchte jetzt in den Garten, mach die Tür auf!” Und du stehst sofort auf. Beobachte dich mal: Unsere Hunde kommen, unsere Hand geht automatisch zu ihnen – wir streicheln.

Drehe den Spieß um. Sage deinem Hund: “Jetzt ist meine Zeit, ich möchte meine Ruhe.” Und wenn du später Lust hast, kannst du ihn zum Kuscheln einladen – auch wenn er vielleicht gerade nicht will.

Insgesamt macht es dich interessanter für deinen Hund, wenn du nicht immer auf seine Bedürfnisse eingehst. Er wird sich stärker an dir orientieren, weil du nicht ständig zur Verfügung stehst. Genauso wie dein Hund sich distanzieren darf, wenn er keine Lust auf Streicheleinheiten hat, darfst auch du sagen: “Jetzt ist meine Zeit. Du darfst mich nicht bedrängen.”

Übe dich in deiner Körpersprache, filme dich dabei und beobachte, wie dein Hund reagiert, wenn du ihn mal wegschickst und dann wieder einlädst. Es geht nicht darum, dass du nie mehr mit deinem Hund kuscheln darfst, sondern darum, dass es nach deinen Bedingungen abläuft – und nicht, wie ich es oft sehe, nach den Bedingungen des Hundes.