In diesem Video geht es um das Thema Angst, die ich oft bei Tierschutzhunden beobachte. Diese Hunde kommen häufig über Vereine nach Deutschland, und es wird oft geraten: „Lass den Hund erst einmal ankommen, warte ein paar Wochen oder Monate ab, er wird sich schon eingewöhnen.“
Wir wissen jedoch alle, was es bedeutet, wenn wir in der Emotion Angst feststecken – welche körperlichen Reaktionen das auslöst und dass es keine angenehme Situation ist. In diesem Video möchte ich dir erklären, was Angst beim Hund bedeutet, welche Anzeichen wir sehen und warum es Sinn macht, dieses Thema sofort anzugehen. Es ist wichtig, sich Unterstützung zu holen, idealerweise von jemandem, der beurteilen kann, ob dein Hund tatsächlich Angst zeigt.
Oft stellen Kunden Aggressionsverhalten mit Angst gleich. Zum Beispiel, wenn ein Hund aggressives Verhalten gegenüber Menschen zeigt oder an der Leine pöbelt, wird häufig gesagt: „Mein Hund hat Angst.“ Es ist entscheidend, dass ein erfahrener Trainer die Situation bewertet und feststellt, welche Herausforderung tatsächlich vorliegt, und wie das Training entsprechend angepasst wird.
Natürlich ist es wichtig, dass wir Angst bei einem Hund ernst nehmen und nicht einfach „herumdoktern“ oder experimentieren. Es muss systematisch angegangen werden, damit der Hund möglichst schnell ein entspanntes Leben führen kann – insbesondere, wenn er aus dem Ausland kommt. Wichtig zu betonen: Aggressionsverhalten ist nicht gleichzusetzen mit Angst. Nur weil ein Hund an der Leine pöbelt, bedeutet das nicht automatisch, dass er Angst hat.
Angst geht oft mit Handlungsunfähigkeit einher. Ein Hund, der wirklich Angst hat, wird in der Regel keinen Keks annehmen. Weitere Anzeichen sind, dass Hunde unter sich urinieren, Kot absetzen oder die Analdrüsen entleeren. Sie sind körperlich sehr angespannt, machen sich klein, ducken sich, haben weit geöffnete Pupillen, klemmen die Rute unter den Bauch und legen die Ohren nach hinten. Der Hund wird den angstauslösenden Reiz – beispielsweise einen Mann im Haushalt – nicht aus den Augen lassen. Manche Hunde haben auch Probleme mit bestimmten Untergründen, beim Treppensteigen oder reagieren auf Geräusche wie das Herunterlassen eines Rollladens.
Es ist wichtig, den Hund in solchen Momenten nicht allein zu lassen. Wenn er nicht flüchten kann, kann er in einen Kampfmodus übergehen, was sehr gefährlich sein kann. Ein Hund, der um sein Leben fürchtet, beißt nicht gezielt, sondern wild um sich. Wenn er mit seinen Strategien keinen Erfolg hat, kann er auch in einen Zustand des Einfrierens geraten und die Situation passiv über sich ergehen lassen.
Ein Hund wird nicht von sich aus entscheiden, seine Angst abzulegen und plötzlich entspannt zu sein. Deswegen ist es so wichtig, ihn nicht einfach „ankommen“ zu lassen, sondern ihm aktiv zu helfen. Als Hundehalter dürfen wir nicht in Mitleid verfallen, sondern müssen als Fels in der Brandung für den Hund da sein und ihm zeigen, dass alles in Ordnung ist.
Wenn ein Hund flüchten möchte, sollten wir ihm nicht einfach nachgeben und die Situation meiden. Wenn wir zum Beispiel umdrehen, weil der Hund Angst vor einer Mülltonne hat, belohnen wir ihn unbewusst dafür. Stattdessen sollten wir ihn unterstützen und ihm helfen, diese Situation zu meistern, ohne ihn zu überfordern.
Es ist auch wichtig, sich selbst zu hinterfragen: Bist du bereit, deinen Hund durch diese schwierige Phase zu führen, ohne in Mitleid zu verfallen? Denn nur so kann er aus seiner Angst herauskommen. Viele Menschen wollen unbedingt einen Hund retten, aber das bedeutet, sich intensiv mit dem Tier auseinanderzusetzen. Aus meiner eigenen Erfahrung mit Pflegehunden aus dem Ausland weiß ich, dass es viel Zeit und Geduld braucht. Aber es ist auch wichtig, sofort mit dem Training zu beginnen und dem Hund von Anfang an Regeln und Grenzen zu setzen.
Zusätzlich zu Angstbewältigungsstrategien ist es oft sinnvoll, das Selbstbewusstsein des Hundes zu stärken. Dies sollte jedoch individuell abgestimmt werden, denn bei einem Hund, der bereits selbstbewusst ist, könnte dies kontraproduktiv sein. Bei einem ängstlichen Hund hingegen kann es helfen, ihn durch kleine Erfolgserlebnisse zu ermutigen.
Wenn dein Hund Angst hat, solltest du Aktivitäten wählen, die ihm Spaß machen und sein Selbstbewusstsein stärken. Das könnten zum Beispiel Tricks sein oder Übungen, bei denen er über Hindernisse klettern muss. Es ist wichtig, dass der Hund Erfolge erlebt und sieht, dass er etwas schaffen kann.
Abschließend möchte ich dir ans Herz legen: Lass deinen Hund nicht wochenlang in seiner Angst feststecken. Geh das Thema schnell an, damit dein Hund ein entspanntes Leben führen kann. Meine Erfahrung zeigt, dass es relativ schnell gehen kann, wenn man systematisch vorgeht und den Hund nicht monatelang in seiner Angst verweilen lässt.